Kennen Sie die Geschichte von Newtons Apfel? Der französische Philosoph Voltaire erzählte sie in Newtons Todesjahr in einem Bericht über dessen Werk. Danach habe sein Freund und philosophischer Sparringspartner, der Naturforscher Isaac Newton, im Jahr 1666 aus Furcht vor der Pest an seinen Heimatort Woolsthorpe zurückgekehrt, dort im heimischen Garten den Fall eines Apfels beobachtet. Dies habe ihn zu einer tiefen Meditation über den Grund, der alle Körper anzieht, veranlasst. Heute vermutet man, dass Newton erst gegen Ende seines Lebens mit dieser kleinen Geschichte seiner Entdeckung der Gesetze der Schwerkraft Farbe zu verleihen versuchte. Wie auch immer: Die Geschichte zeigt, dass es oft der Apfel ist, um den sich Mythen und Anekdoten ranken. Der Apfelbaum, der Newton zu seiner bahnbrechenden Theorie verhalf, steht noch heute auf dem Gelände von Woolsthorpe Manor. Es handelt sich um einen sogenannten Kochapfel der Sorte Flower of Kent, ein Stück seines Holzes reiste sogar mit einer NASA-Mission in den Weltraum. Die Früchte sind birnenförmig und glänzen grün-rot.
Alte Sorten neu denken
Fachleute wissen: Alte Sorten wie Newtons Apfelbaum sind gut für Geschichten, häufig aber nicht nur aus geschmacklichen Gründen von unserem Speisezettel verschwunden. Auch sind alte Sorten nicht per se besser. Vielmehr kommt es darauf an, ob die Pflanzen auch unter veränderten Klimabedingungen robust und gesund sind, aus diesem Grund werden sie erhalten und im besten Falle weiterentwickelt.
Denn zweifelsohne ist der Verlust alter Sorten nicht nur ein genetischer, sondern auch ein kulturhistorischer Verlust. Der Erhalt alter Sorten ist also auch ein Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt – der Schatzkammer, die es uns erst ermöglicht, Pflanzen zu züchten, die mit veränderten klimatischen Bedingungen gut zurechtkommen. Aus heutiger Sicht können wir nicht immer wissen, welche Pflanzenarten dies sein werden – umso wichtiger also die Vielfalt.
Wer sich für alte Sorten begeistert, befasst sich häufig mit alten Apfel-, Birnen- oder Kirschbaumsorten. Es lohnt sich aber auch, für den Hausgarten einmal den Blick schweifen zu lassen und pflegeleichte, winterharte Wildobstsorten wie Aronia, Berberitze, Kornelkirsche, Felsenbirne, Maulbeere, Sanddorn, Schlehe und viele andere zu entdecken und auf diese Weise zur Artenvielfalt beizutragen. Manche seltene Frucht ergibt eine köstliche Marmelade oder Saft, andere sind wertvoll für Insekten, Vögel und andere Gartentiere. ←