Als Forscher in den 1960er-Jahren im Amazonasgebiet die Bodenart „Terra Preta“ (portugiesisch für „Schwarze Erde“) entdeckten, standen sie zunächst vor einem Rätsel, denn bis dahin galt der Regenwaldboden als karg und nährstoffarm. Weitere Untersuchungen ergaben, dass diese außergewöhnlich fruchtbare und strukturstabile Erde kein natürliches Phänomen war, sondern durch konsequente Bewirtschaftung erst gebildet wurde. Man fand heraus, dass die Indios den Boden mit einem Gemisch aus organischen Abfällen und Kohle aus den häuslichen Öfen angereichert hatten. „Dass diese gezielte Bodenverbesserung dauerhaft wirksam blieb, ist die eigentliche Entdeckung gewesen“, erläutert Ron Richter, der sich mit seinem Start-up-Unternehmen klimafarmer GmbH in Nierstein auf die Produktion und Nutzung von Pflanzenkohle spezialisiert hat. „Inzwischen gibt es zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen, die die Wirksamkeit von Pflanzenkohle beweisen und wir sammeln in immer mehr Einsatzbereichen praktische Erfahrungen“, erklärt Richter.
Auf Nutzflächen erprobt
Auch in der Praxis gibt es längst Erfolgsgeschichten: Die Klimafarmer haben Projekte im Weinbau und anderen landwirtschaftlichen Nutzflächen, aber auch im städtischen Grün, auf Gründächern und nicht zuletzt in unzähligen Privatgärten begleitet und mit Pflanzenkohle versorgt. Richter: „In allen Fällen bestätigt sich, dass die Zugabe von Pflanzenkohle zu Böden und Substraten den Humusaufbau fördert und die Bodenfruchtbarkeit steigert.“ Darüber hinaus bewirke die Kohle aufgrund ihrer porösen Struktur eine deutlich verbesserte Wasser- und Nährstoffspeicherung.
Insbesondere dieser positive Effekt von Pflanzenkohle gewinnt in Zukunft immer größere Bedeutung, denn im Zuge des Klimawandels wechseln sich extreme Regenfälle und längere Dürreperioden ab. „Es gilt, Kulturböden und Substrate als Wasserspeicher zu optimieren, um deren Funktion zur Versorgung der Pflanzen zu verbessern und gleichzeitig effektiv zur Klimaregulierung beizutragen“, sagt Richter.
Geschlossene Kreisläufe als Ziel
Landwirtschaftliche und gärtnerisch genutzte Böden, die mit Humus und Pflanzenkohle angereichert wurden, zeigen bessere Wuchseigenschaften der Nutzpflanzen und stabilere Erträge. Den gleichen Effekt erleben Privatleute, die in ihrem Gemüsebeet oder in Gefäßen auf Balkon und Terrasse entsprechend aufbereitete Substrate verwenden. Die Klimafarmer wollen diese Vorteile aber noch mit einem zusätzlichen Aspekt erweitern, erläutert Richter: „Im Sinne der ökologischen Nachhaltigkeit und des langfristigen Klimaschutzes ist es wichtig, dass für die Herstellung der Pflanzenkohle möglichst Grün-, Hecken- und sonstiger Holzschnitt verwendet wird und dass auch die Biomasse für den Humusaufbau aus lokal verfügbaren organischen Reststoffen stammt.“ Dazu zählen beispielsweise Kompost genauso wie Mist und Trester. Lange Transporte werden vermieden und bereits organisch gebundenes CO2 langfristig im Boden festgelegt. Die Qualität der verwendeten Pflanzenkohle spielt dabei eine sehr wichtige Rolle. (klimafarmer) ←