Wer einmal ein Kiesbeet von Beth Chatto gesehen hat, träumt vom Gärtnern ohne Wasser und weiß, wie artenreich und vielseitig ein ausgeklügelter, feiner Kiesgarten sein kann. Als im Jahre 2000 das
Kiesgartenbuch von Chatto zum ersten Mal auf Deutsch erschien, ging eine Welle durch die gehobene Gartenkunde. Gärtnern auf mageren Böden ohne Bewässerung war damals ein heißer Tipp und heute, 23
Jahre später, ist es ein Gebot der Zeit.
Der Klimawandel mit den immer extremer werdenden Sommern und dem Vernunftgedanken, mit der Ressource Trinkwasser sparsamer umzugehen, lassen Gartenplanerinnen und -planer sowie Besitzerinnen und
Besitzer eines Gartens umdenken. Standortgerechte Bepflanzung ist hier das Zauberwort und das gelingt einfacher, wenn man sich die natürlichen, ursprünglichen Habitate ansieht.
Artenreich statt Schotterwüste
Zwischen einem professionell angelegten, mageren Kiesgarten und einer „Schotterwüste“ liegt eine Welt, die durchaus sehr artenreich und lebendig sein kann. Die Initiative „Rettet den Vorgarten“, die der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) vor einigen Jahren begründet hat, um das Leben in Gärten zu fördern, macht sich dafür stark, bei Flächen ohne Pflanzen erst gar nicht von Gärten zu sprechen, sondern eindeutig von Schotterwüsten. Das ist eine klare Ansage, der immer mehr Städte und Gemeinden mit unterschiedlichen Ansätzen folgen. „Klar ist: Wenn nichts wächst, weil die Fläche mit einem unterirdischen Vlies oder einer Folie ausgelegt und nur mit Kies- und Schotterschüttungen bedeckt ist, dann handelt es sich nicht um einen Garten“, erklärt Achim Kluge vom BGL.
Karg und mager
In einem echten Steingarten – wie in vielen botanischen Gärten zu bewundern – sind die Bodenverhältnisse sehr karg und mager. Mit Steinen, Sand und Kies werden Bedingungen geschaffen, die für die Hungerkünstlerinnen und Hungerkünstler unter den Pflanzen und Tieren wie gemacht sind. Die Beete im Steingarten sind warm und schaffen ein Habitat für ganz besondere Insekten und Kleintiere, wie beispielsweise Eidechsen, die sich auf Steinen und Mauern gern in die Sonne legen. Wolfsmilchgewächse, Küchenschelle, aber auch Kissenstauden und jede Menge Kräuter wie Lavendel, Salbei und Thymian sorgen hier für einen großen Erlebniswert. Auch filigrane Gräser wie Federgras, Rutenhirse oder Zittergras sind hier im Steingarten gern zu Hause. Achim Kluge: „Auf den Punkt gebracht: Der Steingarten lebt und die Schotterwüste ist tot!“
Vielfältige Flora
Übrigens: Nicht jeder hat das richtige Gelände für einen echten Steingarten mit beispielsweise trockenheitsverträglichen Gebirgsstauden. An manchen Stellen müssten die Bodenverhältnisse erst
mühevoll angepasst und abgemagert werden. Das ist möglich und kann sich für Steingartenfans durchaus lohnen. Wem es allerdings nur um den vermeintlichen Pflegeaufwand geht und wer sich nur aus
dieser Not heraus für Steinschüttungen entscheiden will, findet ebenfalls ökologisch verträgliche Bepflanzungsmöglichkeiten.
Gräserlandschaften mit dazwischen vereinzelten Zwiebelblühern und Stauden kommen gut durch heiße, trockene Sommer und das gelingt auch ohne künstliche Bewässerung, die die Natur der Pflanzen eher
schwächt. Besser ist es hier, die richtigen Pflanzen zu wählen, in den ersten Wochen ordentlich zu wässern und die Pflanzen so zu „erziehen“, dass sie tief wurzeln und sich
danach weitgehend selbst versorgen. (BGL) ←