Obst, Gemüse und Kräuter aus dem eigenen Garten? Bis in die 1960er-Jahre war das eine Selbstverständlichkeit. Mit dem steigenden Angebot im Supermarkt kamen die Arbeiter- und Bauerngärten
zunehmend aus der Mode. Doch Biogartenfans, Gourmets, sorgsame Eltern und experimentierlustige Pflanzenfreundinnen und -freunde sorgen schon länger für einen Aufschwung in den eigenen Beeten.
Hinzu kommen jetzt viele kostenbewusste Gärtnerinnen und Gärtner, die beim Anbau von eigenen Kartoffeln und Kohl auch ihren Geldbeutel im Blick haben.
Egal ob man die eigene Haushaltskasse entlasten will, gesunde Gaumenfreuden produzieren möchte oder der Erntespaß im Vordergrund steht: Ein Garten zur Selbstversorgung ist ein lohnendes Ziel.
Geeignete Gartenplätze
Meist kann man sich seinen Garten nicht aussuchen. Damit sich Gemüse, Obstgehölze und Kräuter wohlfühlen, sollte man aber die Sonneneinstrahlung in seine Planung mit einbeziehen. Je sonniger, desto besser. Etliche Nutzpflanzen gedeihen auch noch passabel im Halbschatten – dabei ist in der Regel voller Lichtgenuss ab Nachmittag günstiger als nur die Vormittagssonne. Für einige Arten, etwa für Salate und Blattgemüse, ist im Hochsommer sogar eine leichte Beschattung um die Mittagszeit ideal. Unter den Kräutern gibt es zudem Standortspezialisten wie den Bärlauch, der sich im lichten Schatten unter Gehölzen am wohlsten fühlt. Doch für die meisten Fruchtgemüse, Obstarten und Kräuter gilt: so viel Sonne wie möglich.
Schutz vor Kälte und Wind
Der Schutzbedarf vor Kälte und Wind ist je nach Art unterschiedlich. Auberginen und Aprikosen sind sehr frostempfindlich – Wintergemüse oder Haselnusssträucher dagegen sehr robust. Plätze, die durch Hecken oder Mauern geschützt, aber nicht beschattet sind, eignen sich ideal zum Gärtnern. Nicht zuletzt, weil Mauern und Wände die Wärme speichern und nach und nach wieder abgeben. Ausgesprochen warme und windstille Orte sind allerdings oft auch zu viel des Guten. Direkt vor weißen Mauern kann es im Sommer leicht zu Hitzestau kommen. Etwas bewegte Luft beugt zudem Pilzkrankheiten vor.
Bester Boden
Unter allen Standortfaktoren lässt sich der Boden am meisten beeinflussen und verbessern, auch wenn das Mühe und Geduld erfordert. Kritisch ist allerdings eine Schadstoffbelastung. Der Boden sollte außerdem nicht stark vernässt oder im Untergrund stark verdichtet sein. Idealerweise ist er tiefgründig, humos, nährstoffreich und gut zu bearbeiten.
Kurze Wege
Die Nutzflächen sollten vom Haus gut erreichbar sein. Wer die Wahl hat, sollte berücksichtigen, dass eine intensive Pflege in der Konsequenz auch viele Wege bedeuten. Ein Kompostplatz, ein Geräteschuppen und einige Wasserzapfstellen gehören zur Ausstattung eines praktischen Nutzgartens dazu.
Platzbedarf für Selbstversorger
Wie viele Quadratmeter pro Person in einem Selbstversorgergarten nötig werden, hängt von den eigenen Ansprüchen ab. Soll das verzehrte Gemüse überwiegend aus den eigenen Beeten kommen, werden mindestens 20 Quadratmeter pro Person nötig. Strebt man zudem üppige Erdbeer- und Spargelernten sowie Vorräte an Kartoffeln und Lagergemüse an, steigt der Flächenbedarf schnell auf 50 bis 80 Quadratmeter pro Haushaltsmitglied. Hier sind die Obstgehölze noch nicht eingerechnet. Ein Apfelbaum kann locker 20 Quadratmeter der Gartenfläche für sich beanspruchen – ein Walnussbaum sogar mehr als 70 Quadratmeter.
Zeit für Pflege
Die meiste Arbeit im Garten fällt während der Saat- und Pflanzzeit im Frühjahr und Frühsommer an. Auch während der Ernte und im Herbst können Arbeitsspitzen entstehen. Nutzpflanzen sind oft eine Terminsache, vom richtigen Saat- und Pflanzzeitpunkt bis hin zur passenden Erntespanne. Wer also einen ausgedehnten Sommerurlaub plant, sollte seine Erntetermine im Blick haben oder sich keine zu ambitionierten Selbstversorgerziele setzen. Wie überall beugt kontinuierliches Arbeiten auch im Garten unliebsamen Hauruckaktionen vor. Für 10 Quadratmeter Gemüsefläche veranschlagen Fachleute etwa 30 Minuten Pflegebedarf pro Woche.
Frühbeet und Gewächshaus
„Beschirmte“ Anbauflächen erweitern die Möglichkeiten, besonders für den Anbau von Früh- und Spätgemüse, die Ernteverfrühung und die eigene Anzucht. Die einfachste und flexibelste Variante sind Abdeckvliese und Folientunnel. Fest installierte Einrichtungen, vor allem Gewächshäuser, bedürfen im Vorfeld schon etwas mehr Überlegung. In jedem Fall sind hier sonnige Standorte gefragt. Wird das Haus von Herbst bis Frühjahr frostfrei gehalten, lassen sich Anbau- und Erntezeiten deutlich verlängern. Heizt man noch etwas stärker, können schon im zeitigen Frühjahr wärmeliebende Arten vorgezogen oder sogar exotische Gemüse-, Obst- und Kräuterarten kultiviert werden.
Fruchtfolge und Kulturfolge
Baut man bestimmte Nutzpflanzen ständig auf demselben Fleck an, gedeihen sie zunehmend schlechter, und die Ernten werden magerer. Das liegt am einseitigen Nährstoffentzug und an Krankheiten, die
sich dann besser ausbreiten können. Bei der traditionellen Fruchtfolge geht es darum, dass sich stets Arten mit unterschiedlichen Nährstoffansprüchen abwechseln, um eine organische Düngung
optimal zu nutzen. Hierfür kann die Anbaufläche in drei verschiedene Quartiere unterteilt werden. Jedes Jahr versorgt man abwechselnd eins der Quartiere beispielsweise mit Stallmist. So gibt es
stets eine frisch gedüngte Parzelle für Starkzehrer wie Kohl und Tomaten, eine im Vorjahr gedüngte für Mittelzehrer, zum Beispiel Mangold und Möhren. Die dritte Parzelle, in der sich die
Nährstoffe schon stärker abgebaut haben, eignet sich dann für Schwachzehrer wie Radieschen und Buschbohnen.
Die Kulturfolge hat dieses System weiterentwickelt. Sie steht für den aufeinanderfolgenden Anbau verschiedener Arten innerhalb eines Jahres, sodass das Beet von Frühjahr bis Herbst stets belegt
ist und mehrere Ernten liefert. Auch dabei sollten die Prinzipien des Fruchtwechsels beachtet werden. Eine Kulturfolge beginnt mit einer frühen, schnell wachsenden Vorkultur, beispielsweise mit
Radieschen, Salat oder frühen Möhren. Nachdem diese abgeerntet ist, kommt im Mai die Hauptkultur, etwa Gurken und Tomaten. Nach deren Ernte kann schließlich noch eine Nachkultur wie Feldsalat
oder Spinat folgen. ←