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Zum Verwildern schön

Fotos: Adobe Stock
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Viele Gartenbesitzer glauben, dass die Mehrheit der Blumenzwiebeln und Knollen ein eher kurzes Leben haben und ­einjährig sind – Tulpen zum Beispiel. „Das stimmt auch häufig, denn hierzulande herrschen schlichtweg keine optimalen Bedingungen. In ihrer Heimat sind die meisten wilden Varianten tatsächlich mehrjährig“, erklärt Blumenzwiebelexperte Carlos van der Veek von Fluwel. „Es gibt aber auch viele Arten und Sorten, die sich in unserem Klima so wohlfühlen, dass sie Frühling für Frühling ­wiederkommen. Einige vermehren sich sogar fleißig und bilden mit der Zeit dichte Blütenteppiche.

Treue, fleißige Zwiebelblumen

Die wohl bekanntesten sind Krokusse und Schneeglöckchen. Häufig sieht man sie in Parks auf ­weiten Wiesenflächen.. Auch in Privatgärten können die Knollen und Blumenzwiebeln schon im Spätwinter Frühlingsgefühle verbreiten. Wichtig ist, dass man den Pflanzen ausreichend Platz zum Verwildern gibt. Ideal ist eine Rasenfläche im hinteren Gartenbereich, wo man sich während des Frühlings selten aufhält. Auch der Gehölzrand oder der Bereich unter laubabwerfenden Bäumen ­empfiehlt sich für die frühen Blumenzwiebeln und Knollen. Nach der Blüte sollte man den Gewächsen genügend Zeit zum Einziehen geben, damit sie Nährstoffe aus den Blättern in ihren Zwiebeln und Knollen speichern können. Nur dann stehen sie ­ihnen für das Wachstum im nächsten Jahr zur Verfügung. „Man sollte sich so lange in Geduld üben, bis das Laub vergilbt ist und zu trocknen beginnt“, erklärt van der Veek. „Erst dann kann der Rasen wieder gemäht und begangen werden.

Einzelstars und Kombinationskünstler

Neben Krokussen und Schneeglöckchen gibt es eine breite Palette an weiteren Zwiebelpflanzen, die sich gerne ausbreiten. Der Winterling beispielsweise öffnet als einer der ersten seine goldgelben Blüten und bringt über viele Jahre sogar schattige Bereiche im Garten zum Leuchten. Die Anemone blanda ‚Blue Shades‘ begeistert mit einer herrlichen blauen Wolke aus zarten Blütensternen. Im ersten Jahr zeigt sie sich im April – ist sie schließlich gut angewachsen, blüht sie auch früher. Die Scilla siberica zeigt sich ebenfalls im royalen Ton und leuchtet im Zusammenspiel mit gelben Narzissen umso mehr. „Der Schneestolz blüht jeden März in Hellblau und Zartrosa“, so van der Veek vom Webshop Fluwel. „Interessanterweise vermehrt sich dieses Zwiebelgewächs mithilfe fleißiger Ameisen: An seinen Samen sitzen sogenannte ‚Ameisenbrötchen‘ – eine Leibspeise der Insekten. Begeistert stürzen sie sich darauf – die darin enthaltenen bitteren Samen werden jedoch verschmäht und an anderer Stelle links liegen gelassen: ein neuer Standort für die Zwiebelgewächse. Schöne Pflanzpartner sind etwa ­pastellgelbe Krokusse wie die Sorte ‚Romance‘.“
Das Spanische Hasenglöckchen bringt mit ­seinen glockenförmigen Blüten von Mitte April bis Ende Mai luftig-leichten Charme in den Garten
und das sowohl in der Sonne als auch im Schatten. Dicht gepflanzt, verdrängt es sogar unerwünschte Wildkräuter. Ähnlich verhält sich die Prärielilie.
Sie gedeiht in fast jeder Erde gut. Gibt man ihr ­einen Platz mit mindestens halbtags Sonne, überrascht sie Frühling für Frühling mit ihrer himmelblauen Pracht. „Auch Narzissen sind sehr treue Gewächse und verhalten sich in diesem Punkt wie Stauden“, erklärt van der Veek. „Die ‚Crassus‘ beispielsweise kann unter den richtigen Bedingungen im Garten jahrzehntelang gedeihen, ebenso die ­weiße ‚Snow Baby‘ – sie blüht sehr früh und bietet sich auch wunderbar für die Kombination mit Schneeglöckchen oder den ebenfalls gut verwildernden Zwerg-Iris und Winterlingen an. Auch ­einige Tulpen sind so anspruchslos und robust, dass sie hierzulande trotz der nassen Winter mehrere Frühjahre hintereinander blühen, wie die Tulipa clusiana ‚Tinka‘ oder die wild anmutende ‚The First‘. Letztere macht sich auch eindrucksvoll im Zusammenspiel mit Krokussen.“ (Fluwel)←