Wieder war es im letzten Jahr deutlich spürbar: Das Klima verändert sich und bringt neue Wetterextreme mit sich. Im bebauten Raum sind die Auswirkungen des Klimawandels am stärksten zu spüren: Die Temperaturen liegen deutlich über denen auf dem Land, da sich die Gebäude, Straßen und Plätze tagsüber aufheizen und die höheren Temperaturen an ihre Umgebung abstrahlen. Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang vom „Urban Heat Island"-Effekt.
Pflanzen und Klimawandel
„Die klimatischen Veränderungen stellen uns Menschen vor besondere Herausforderungen, aber auch viele Pflanzen leiden unter der Hitze und Trockenheit“, erklärt Paul Saum vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL). „Ein Blick in die städtischen Parks, Alleen oder den eigenen Garten zeigt deutlich: Gehölze, die sich teilweise schon über Jahrhunderte hinweg als wichtige Elemente der Gartengestaltung etabliert haben, stehen mittlerweile enorm unter Stress. Sie werfen frühzeitig ihr Laub ab oder vertrocknen.“ Hinzu kommen Krankheiten und Schädlinge aus anderen Teilen der Erde, die sich hierzulande ausbreiten und erheblichen Schaden anrichten, wie die Kastanienminiermotte aus Südosteuropa, die vor allem die weißblühende Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) befällt und so sehr schwächt, dass auch andere Krankheiten leichtes Spiel haben. Ebenfalls in aller Munde ist der aus Asien stammende Buchsbaumzünsler, dessen Raupen zu Kahlfraß an den Buxus-Gehölzen führen und den landesweiten Bestand der uralten Kulturpflanze stark reduziert haben.
Klimarobust und tolerant
Doch nicht alle Gehölze leiden gleich stark unter den neuen klimatischen Verhältnissen. Einige Sträucher und Bäume kommen mit den Klimaveränderungen deutlich besser zurecht. Der Grund: Sie sind
extremere Bedingungen aus ihren natürlichen Lebensräumen gewohnt. Diese klima-toleranteren Gehölze sollen künftig die heimischen Arten ergänzen und für wichtige Abwechslung in Natur und Stadt
sorgen. Vielfalt ist hier Stärke. Auf diese Weise soll ein großer Ausfall an Bäumen verhindert werden, wenn ein neuer Schädling oder eine neue Krankheit auftritt.
„Es wird viel zu diesem Thema geforscht – sei es für die Aufforstung von Wäldern oder das Pflanzen von Allee- und Parkbäumen. Die Listen mit Arten und Sorten, die sich hierzulande für die Zukunft
empfehlen, werden immer länger“, erklärt Paul Saum. „Vor allem für den Privatgarten ist das Sortiment mit robusten Gewächsen vielfältig und abwechslungsreich. Dort herrschen im Vergleich zur
Fußgängerzone oder dem Straßenrand bessere Standortbedingungen." Hausbäumen gehe es meist besser, weshalb sie auch das veränderte Klima besser verkraften.
Bäume mit Empfehlung
Für kleine Gärten raten Landschaftsgärtner zum Beispiel zum Zierapfel (Malus). Er hat sich bei Hitze und Trockenheit in den letzten Jahren als hart im Nehmen erwiesen und ist mit seinen
rotleuchtenden Früchten ein wahrer Hingucker im Garten sowie ein willkommener Futterlieferant für Wintervögel. Auch der Judasbaum (Cercis siliquastrum) ist ideal.
Er stammt aus dem Mittelmeerraum und verträgt von Natur aus hohe Temperaturen. Er bleibt relativ klein und erfreut im Frühling mit pinkfarbenen Schmetterlingsblüten und im Herbst mit einer
goldgelben Laubfärbung. Die Maulbeere (Morus) kommt ebenfalls mit Hitzeperioden bestens zurecht, trägt schmackhafte, gesunde Beeren und fasziniert mit einem etwas knorrigen Wuchs und
verschiedenen Blattformen in einer Krone – von herzförmig bis nierenförmig. Auch der Amberbaum (Liquidambar) wächst langsam, ist hitzerobust und hält sogar kurzzeitigen Überschwemmungen
stand.
Daher gilt er nicht nur als guter Hausbaum, sondern auch als Stadtbaum mit Zukunft. Schmückend ist er obendrein: Die sternförmigen Blätter leuchten im Herbst in einer breiten Palette an Orange-
und Rottönen bis hin zu Violett. (BGL) ←