· 

Zauberhaft in der Kälte

Foto: Adobe Stock
Foto: Adobe Stock

Wenn Herbst- und Winterstürme die letzten Blätter von den Bäumen gefegt haben und lediglich das dunkle Grün von Tanne, Eibe oder Kirschlorbeer die Gartenkulisse bilden, kommen winterblühende Sträucher wie die Zaubernuss besonders gut zur Geltung. Schon der Name verheißt Besonderheit. Jedoch trägt sie ihn nicht wegen ihrer zauberhaften Blüte, sondern vermutlich, weil europäische Einwanderer das biegsame Holz der Hamamelis virginiana, welches sie in Nordamerika vorfanden, für Wünschelruten nutzen und der Strauch sie an die Haselnusssträucher ihrer Heimat erinnerte. So entstand der englische Name „Witch Hazel“ (Hexenhasel). Auch war die heilende Wirkung von Rinden und Blättern schon den indigenen Völkern Amerikas und Asiens bekannt. Die erstmals botanisch beschriebene Art Hamamelis virginiana stammt also aus Nordamerika und blüht bereits im Herbst. Sie dient auch heute noch als Heilpflanze. Eine weitere in Nordamerika endemische Art ist die Hamamelis vernalis (Frühlingszaubernuss). Sie blüht ab Januar, und die Blütenfarbe reicht ins Orange hinein.

Viele kultivierte Sorten

Die heute in Gärtnereien kultivierten Arten sind meist Kreuzungen aus der japanischen (Hamamelis japonica) und der chinesischen Zaubernuss (Hamamelis mollis). Auf diese Weise ist eine immense Sortenvielfalt von Hamamelis x intermedia entstanden, deren Blütezeit von Januar bis März reicht. Das Farbenspektrum der Blüten erstreckt sich von hellgelb bis dunkelrot, und auch die Wuchs- und Dufteigenschaften sind recht unterschiedlich. Wer plant, eine Zaubernuss in seinen Garten zu pflanzen, kann sich über eine Vielzahl der kultivierten Sorten in der 2021 veröffentlichten Sichtungsliste des Bundes Deutscher Baumschulen umfassend informieren.

Wie so oft, entscheidet der Standort darüber, wie viel Freude der Strauch bringen wird. Die Zaubernuss bevorzugt einen sonnigen Platz mit lockerem, leicht saurem Boden. Vor allem Jungpflanzen sind empfindlich gegenüber Staunässe und Frost. Einmal eingewachsen, erweisen sich die meisten Sorten als sehr robust und vertragen sowohl starken Frost wie auch sommerliche Hitze. Letztere kann allerdings dazu führen, dass die Blüte im nächsten Winter geringer ausfällt. Auch ein milder Winter hemmt die Blühfreude. Das Laub der Hamamelis-Sträucher ähnelt übrigens tatsächlich dem Hasel, so wie es die Auswanderer beobachtet haben. Die Früchte erscheinen mit der Blüte des kommenden Jahres. Es sind holzige Kapseln, die jeweils nur zwei Samen enthalten. Platzen die Früchte auf, fliegen die Samen weit heraus.

Vorboten des Frühlings

Ähnlichen Liebreiz wie die Zaubernuss zeigt die Schneekirsche Prunus subhirtella ‚Autumnalis‘. Sie stammt von der berühmten japanischen Zierkirsche ab, die wegen ihrer Blütenpracht auch hierzulande oft eine Sehenswürdigkeit ist. Die Sorte ‚Autumnalis‘ hat die ungewöhnliche Eigenschaft, nach einem kurzen Kälteeinbruch bereits um die Weihnachtszeit eine erste Blüte auszubilden, ehe sie dann im März zur Hauptblüte ansetzt. Bei mildem Wetter kann es vorkommen, dass sie die gesamten Wintermonate hindurch blüht. Die Blüten sind auch bei Insekten beliebt, und im Herbst erfreut die Zierkirsche mit gelborangenem Laub. Ebenfalls bereits im November beginnen unter günstigen Bedingungen die ersten Sorten des Winterschneeballs Viburnum bodnantense zu blühen. Wie andere Duftschneeballarten auch duftet diese Art sehr intensiv und ist nicht uneingeschränkt frost- bzw. trockenheitsresistent. Die zartrosa Blüten sind aber auf jeden Fall einen Versuch wert; auch Insekten mögen sie.

Ein wenig beachteter, dafür aber umso farbintensiver winterblühender Strauch ist der Winterjasmin Jasminum nudiflorum. Sein lockeres Wachstum eignet sich gut, um damit Mauern, Böschungen oder Flechtzäune zu begrünen. Die einfache gelbe Blüte im Winter hält lang an und ist eine willkommene Nahrungsquelle für frühe Insekten. ←