Gundermann, Giersch, Brennnessel, Vogelmiere, Löwenzahn: Was der ordentliche Gärtner als Unkraut betrachtet, waren einst die Boten des Frühlings und wichtige Bestandteile der traditionellen Gründonnerstagssuppe: Je nach Region kamen noch Ackerschachtelhalm, Wegerich, Beifuß, Kamille, Sauerampfer und andere Kräuter hinzu, um sich nach dem langen Winter die Kraft des frischen Grüns einzuverleiben.
Unkraut oder Superfood?
Die Liste ließe sich beinahe endlos fortsetzen mit Huflattich, Hirtentäschel, Sauerklee, Schafgarbe: Nur eine Handvoll davon genüge, um sämtliche Leiden heilen zu können, war Maria Treben, eine
der bekanntesten Kräuterkundigen der Moderne, überzeugt. Und die Lieblingskräuter der Mystikerin des 11. Jahrhunderts Hildegard von Bingen – unter anderem Fenchelkraut, Ringelblume und Arnika –
können Sie noch heute als Tees und Tinkturen in Onlineshops bestellen. Oder Sie gehen einfach mal durch den eigenen Garten …
Nehmen wir zum Beispiel die Brennnessel (Urtica dioica): Suppe oder Gemüse aus dem im Ziergarten unbeliebten Kraut enthalten viel Kalzium, Eisen und die Vitamine A und C – und
erstaunlich viel Eiweiß. Später im Jahr sind die Samen ein wirkungsreiches „Superfood“ mit wertvollen
Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien – gesammelt im eigenen Garten.
Fossilien aus der Eisenzeit
Oder der Giersch (Aegopodium podagraria): Leidig wie die Brennnessel, ist er ebenso nahrhaft. Was den Mineralstoffgehalt anbelangt, ist er sogar dem wieder in Mode gekommenen Grünkohl
überlegen. Als Bestandteil im Salat oder als Blattgemüse, zusammen mit Gundermann und Knoblauchrauke als Pesto, die Samen als Gewürz: Die Verwendung der oberirdischen Pflanzenteile ist
vielfältig. Ernten hilft übrigens – im Gegensatz zu Heraushacken – auch, um den Giersch zu vertreiben. Die geschwächte Pflanze treibt mit der Zeit immer weniger aus.
In der Liste der unbeliebtesten Unkräuter ebenso wie Brennnessel und Giersch ebenso weit oben: der Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense). Auch ihm können Kräuterkundige jedoch sehr viel
abgewinnen. Das Fossil aus der Eisenzeit ist zwar weniger als Gemüsepflanze bekannt, auch wenn Hartgesottene aus dessen jungen Trieben noch Gemüse kochen. Besonders als Tee oder Tinktur entfaltet
er seine Wirkung: Aufgrund des hohen Gehalts an Kieselsäure galt der Schachtelhalm schon in der Antike als mächtige Heilpflanze mit adstringierender, harntreibender und blutreinigender
Wirkung.
Hat er sich im Garten angesiedelt, ist er aufgrund der tiefen Wurzeln kaum auszurotten, doch er hat auch hier seinen Nutzen: Schachtelhalmjauche hilft gegen Spinnmilben und Pilzbefall wie Mehltau
auf Rosen und Beeten oder Braunfäule von Tomaten, und zwar am besten schon als stärkendes Mittel, bevor der Befall auftritt. ←