Der Rasen braun, die Bäume lassen die Blätter fallen und die Hortensien lechzen nach Wasser: Auch in üblicherweise regenreichen Regionen Deutschlands haben sich die Sommerwochen in den letzten Jahren verändert. Fiel schon im Frühjahr und Herbst wenig Regen, so waren Juli und August so heiß und trocken wie in Süditalien. Zugleich erlebten wir extreme Wetterlagen mit Gewittern, Stürmen und Starkregen.
Stressstrategien
Wer also Beete oder womöglich einen ganzen Garten neu anlegen möchte, ist gut beraten, sich mit Stressstrategien von Pflanzen auseinanderzusetzen. Pflanzen, die als besonders hitzeresistent
gelten, stammen ursprünglich aus Steppenregionen mit entsprechenden trockenen und kargen Böden – also so ziemlich dem Gegenteil von dem, was wir üblicherweise in unseren Gärten haben. Und wir
sind es gewohnt, bei den ersten Anzeichen von Schwäche in unseren Beeten nicht nur zur Gießkanne, sondern auch zum Düngersack zu greifen. Nur so entstehen üppig blühende Staudenbeete, die wir so
lieben.
Die Stressstrategen unter den Pflanzen wachsen allerdings meist weder üppig noch blühen sie opulent. Ginster, Lavendel, Thymian und Wolfsmilchgewächse, wie wir sie aus dem trockenheißen Süden
kennen, sind gestaucht, haben kleine Blätter, bilden Polster und Halbsträucher – und treten, wenn es richtig heiß wird, in eine Art Sommerruhe.
Blütenfreude
Trockene Sommer bedeuten aber glücklicherweise nicht, auf blühende Beete ohne ständiges Gießen ganz verzichten zu müssen. Pflanzenzüchter haben seit langem Stauden für sich entdeckt, die ursprünglich aus der nordamerikanischen Prärie stammen. Der Sonnenhut (Echinacea) hat schon in vielen Gärten seinen Platz gefunden, auch Prachtscharte (Liatris spicata) oder Indianernessel (Monarda) sind beliebte Ergänzungen zu den heimischen, im Frühsommer blühenden Arten. In diesem Jahr macht die Rutenhirse (Panicum virgatum) als „Staude des Jahres“ auf sich aufmerksam. Je nach Sorte entwickelt das Gras eine Herbstfärbung mit gelb- bis dunkelrote Blattspitzen an den grünen oder blaugrauen Halmen, ab September bringen violett-rote Blütenrispen Spannung ins Beet. Auch viele Schwertlilienarten erweisen sich als robust und ausdauernd.
Haben Sie Schafgarbe (Achillea) bisher für Unkraut gehalten? Dann sehen Sie bei einem Staudengärtner nach Zuchtformen um. In weiß, cremefarben, gelb, orange oder rot ist die einstige Wiesenschönheit eine farbenfrohe, insektenfreundliche Ergänzung auf frischem Boden.
Schattenspender
Wer auf die Idee kommt, Bäume oder Sträucher als Schattenspender neu zu pflanzen, wird sich ebenfalls mit dem Thema Trockenheit auseinandersetzen wollen. Forstbotaniker forschen seit Jahren danach, welche heimischen Baumarten sich als besonders hitzeunempfindlich erweisen. Dass Fichten für trockene Standorte ungeeignet sind, mussten wir in den vergangenen Sommern mit ansehen. Bei den Nadelgehölzen gelten schon eher Weißtanne und Douglasie als geeignet. Auch die Buche verträgt Trockenheit nur bedingt. Traubeneiche, Ahorn oder Winterlinde kommen besser mit trockenem Boden zurecht. Einige Wildobst-Gehölze sind gut für sonnige Plätze geeignet: Die Steinweichsel bzw. Weichselkirsche (Prunus mahaleb) wird bis zu sechs Meter hoch und ist wegen ihrer kleinen Kirschen bei Vögeln beliebt. Auch Weißdorn (Crataegus laevigata) wächst tiefgründig, benötigt aber kalkhaltigen Boden. Die Weidenblättrige Birne (Pyrus salicifolia) stammt zwar ursprünglich aus dem Kaukasus, wird aber schon seit dem 18. Jahrhundert hierzulande kultiviert. Ihre kleinen, kurzstieligen Blätter erinnern ein wenig an das Laub von Olivenbäumen und sie ist deshalb dort bekannt, wo Toskanafreunde sich keine echten, aber kälteempfindlichen Olivenbäume in den Garten pflanzen wollen. An dieser Stelle ist die Weidenblättrige Birke eine beliebte Alternative. Ihre kleinen Früchte lassen sich zwar nicht roh verzehren, aber einkochen. ←