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Einmal pflanzen, viele Jahre ernten

Gemüse kräuter
Aus dichtem Laubkompost sprießt jetzt der Bärlauch. Foto: Adobe Stock

Das erste Frühjahr im neuen Garten brachte eine Überraschung: Ganze Felder von Bärlauch sprießten unter den Bäumen und sogar auf einem von der Sonne verwöhnten Stück mit besonders viel Laubkompost. So viel, dass uns bald übel war vom Knoblauchhauch und wir keine Pesto mehr sehen konnten. Und noch manche andere Überraschung hielt das erste Gartenjahr bereit: Im einstigen, längst aufgegebenen Gemüsebeet keimten jahrealte Kartoffeln, und zwischen Phlox und Hortensien entdeckten wir eine verkümmerte, aber immerhin noch lebendige Rhabarberstaude.

Beginnen Sie einen Umdenkprozess

Mit der Bärlauchwelle des Vorfrühlings haben wir uns inzwischen angefreundet und beglücken unsere Umgebung erst mit dem feinen, später dem kräftigen Kraut. Der Rhabarber hat einen Sonnenplatz bekommen. Sollte es immer noch Kartoffelfindlinge geben, so erfreuen sie vielleicht die Regenwürmer unter einem neu errichteten Hochbeet. Auf dem Beet selbst überwinterten Rauke und Mangold ganz unbeabsichtigt – was die Frage nährte: Welche Gemüsesorten wachsen eigentliche mehrere Jahre lang an der gleichen Stelle?
Naturgärtner und Permakulturexperten schärften in den zurückliegenden Jahren das Bewusstsein. Mischkulturen und sogenannte Raritäten fanden zurück in die Beete, auf Tauschbörsen beglücken sich Hobbygärtner gegenseitig mit Saatgut und Jungpflanzen. Dass es nicht unbedingt dem Kreislauf der Natur entspricht, im Herbst die Beete komplett abzuräumen, um sie dann im Frühjahr neu einzusäen oder zu bepflanzen, gehört mit in diesen Umdenkprozess.

Die Kunst des Spargelanbaus

Zu den bekannten mehrjährigen Gemüsen zählen zweifelsohne Rhabarber (Rheum rhabarbarum) und Spargel (Aspargus officinalis). Während Rhabarber recht anspruchslos jahrelang an einem sonnigen Platz verweilt und den Frühlingsnachtisch als Kuchen oder Kompott bereichert, verlangt der Spargel etwas mehr Aufmerksamkeit. Wer seinen Spargel selbst aus Samen heranziehen möchte, braucht drei Jahre lang Geduld bis zur ersten Ernte. Ein Beet mit Rhizomen zu bepflanzen, ist etwas für Spezialisten: In die Mitte des Beetes wird ein 30 Zentimeter breiter und etwa 25 Zentimeter tiefer Graben gezogen. Hier kommen die Jungpflanzen hinein, und der Graben wird wieder zugeschüttet. Auch die Ansprüche an den Boden sind speziell. Er sollte tief durchwurzelbar und luft- und wasserdurchlässig sein und keine Wurzeln oder Steine enthalten. So kann er sich im Frühjahr schnell erwärmen und es bildet sich keine Staunässe. Zugleich müssen ausreichend Nährstoffe vorhanden sein – hierfür sorgen verrotteter Stallmist, Kompost und Kalk am Boden des Pflanzgrabens. Im ersten Jahr nach dem Pflanzen häufelt man die Pflanzreihen leicht an und kann allenfalls einzelne Stängel ernten, im zweiten Jahr wird der typische Spargelwall angelegt. Dann sollte sich die Ernte bereits über 30 Tage erstrecken, in den folgenden Jahren über 50 Tage – bis zum 24. Juni. Den restlichen Sommer über benötigen die Pflanzen, um sich zu regenerieren.

Andere Wurzelgemüse bleiben einfach stehen

Einige Wurzelgemüse sind ebenfalls mehrjährig. Wer viel Platz und Sonne im Garten hat, kann sich nicht nur bis in den Herbst hinein an den leuchtend gelben Minisonnen der Topinambur-Pflanze (Helianthus tuberosus) erfreuen, sondern auch ihre Knollen genießen. Um sie zu ernten, zieht man einfach im Herbst nach Bedarf eingetrocknete Stiele aus dem Boden, an denen dann viele Knollen hängen. Je nach Sorte sind sie unterschiedlich groß und schmecken leicht nussig. Bedenken Sie bei der Auswahl des Standortes, dass die Pflanzen sehr ausladend und bis zu zwei Meter hoch wachsen. Haferwurz (Tragopogon porrifolius) zählt zur Familie der Korbblüter. Im März/April gesät, ernten Sie die Wurzeln wie Karotten im Spätherbst und Winter. Die nicht geernteten Pflanze treiben im folgenden Jahr blauviolette Blüten. Auch junge Stängel und Blätter liefern schmackhaftes Gemüse. Die Wurzeln sind dann nicht mehr genießbar, von den Blüten nehmen Sie Saat für das nächste Jahr ab. Etwas leichter haben Sie es mit dem Knollenziest (Staychs affinis). Die Pflanze stammt aus Asien und ist hierzulande noch recht unbekannt. Sie wächst in lockerem Boden mit Sonne unkompliziert. Die Ernte beginnt im Oktober nach Bedarf. Was nicht aufgegessen wird, wächst im nächste Jahr einfach weiter.

Keine Angst vor Exoten

Wer Exoten mag, sollte sich an den Anbau eigener Artischocken (Cynara scolymus) heranwagen. Sie wachsen bis zu vier Jahre lang immer wieder nach, da nur die Blütenknospe geerntet wird. Artischocken sind an einem warmen, ausreichend feuchten Standort anspruchslos, allerdings frostempfindlich. Über Winter kann man sie herunterschneiden und mit einer dicken Mulchschicht von mindestens 20 Zentimetern bedecken oder ausgraben und in einem frostfreien Raum überwintern. Sollten die frisch gesetzten Pflanzen im ersten Jahr keine Frucht ausbilden – nicht verzagen. Neu gesetzte Artischocken blühen häufig erst im zweiten Jahr. ←