Ihre Bedeutung für unser Ökosystem ist immens, und doch werden sie immer weniger: Viele Bienenarten sind vom Aussterben bedroht. Die Vereinten Nationen haben erstmals den 20. Mai zum Weltbienentag ausgerufen. „Bienen, ganz besonders Wildbienen, haben als Bestäuber eine elementare Bedeutung für unsere Wild- und Kulturpflanzen. Die meisten unserer heimischen Pflanzen können ohne sie nicht überleben“, erklärt Thomas Hövelmann, Diplom-Biologe und Wildbienen-Experte des Naturschutzbunds (NABU), die Bedeutung der summenden Insekten für das Ökosystem. Die Vereinten Nationen haben ihren Stellenwert auch erkannt und den 20. Mai 2019 erneut zum Weltbienentag ausgerufen. Der Ehrentag soll durch Bildung und Aktivitäten das Bewusstsein für die wichtige Rolle der Insekten erhöhen und auf ihre schwindenden Bestände aufmerksam machen.
Buntes Büfett
Seit 1990 ist die Anzahl an Insekten bis zu 80 Prozent zurückgegangen. Rund 300 von 560 heimischen Wildbienenarten stehen bereits auf der Roten Liste. Und das derzeitige Insektensterben wird durch den Mangel an Wildblumen noch verstärkt. Dabei haben wir der Biene viel mehr als nur leckeren Honig zu verdanken: Jeder dritte Bissen hängt von ihrer Bestäubungsarbeit ab. Eine Zukunft ohne Bienen wäre möglicherweise eine Zukunft ohne Menschen. „Die blühenden Bauerngärten mit einer großen Vielfalt an heimischen Wildpflanzen sind aufgeräumten Steingärten mit monotonen Rasenflächen und artenarmen Beeten gewichen“, bedauert Christian Bourgeois, Initiator des „Bienenretter“-Projektes.
Retten, was zu retten ist
Somit liegt es in unserer Macht, dem Insektensterben entgegenwirken – und das auf einfache Weise. „Hobbygärtner und Balkonbesitzer können einen enormen Beitrag dazu leisten, dass die Insekten einen geeigneten Lebensraum finden“, erklärt der Bienenretter-Initiator. Denn Bienen und Hummeln brauchen nun mal Pollen und Nektar – und zwar das ganze Jahr über. „Wir müssen retten, was zu retten ist“, betont Bourgeois. Mit nur wenig Aufwand können sowohl Garten- als auch Balkonbesitzer zu Rettern unserer Wildbienen und anderer nützlicher Insekten werden, indem sie sich für bienenfreundliche Pflanzen entscheiden.
Kräuter wie Rosmarin, Thymian, Lavendel und Borretsch oder Bohnenkraut können nicht nur im Garten, sondern auch problemlos auf dem sonnigen Balkon oder der Fensterbank im Topf gezogen werden. Und Blumen wie Margeriten oder Sonnenblumen schmecken nicht nur den Bienen, sondern sehen auch schlicht schön aus. Zurückhaltend sollten Hobbygärtner mit gefüllten Blumen wie Rosen oder Dahlien sein. Auch Geranien und Fleißige Lieschen sehen schön aus, sind ökologisch jedoch völlig wertlos. Denn nicht alles was uns Menschen optisch gefällt, nützt auch den Insekten. Bereits beim Säen und Einpflanzen kann man darauf achten, dass möglichst viele verschiedene Blumen und Pflanzen angelegt werden, damit die Bienen durchgehend Nahrung finden.
In jedem Fall sollte man auf Pestizide verzichten, die nicht nur Schädlingen und Unkraut, sondern auch nützlichen Insekten Schaden zufügen. „Ökologische Bekämpfung mithilfe von Brennnesseljauche ist viel effektiver und dabei umweltschonend, genau wie das Jäten per Hand“, betont Bourgeois.
Lebensräume und Nistplätze
Neben der Nahrungssicherstellung können Gärtner aber noch mehr für die Biene tun, indem sie Lebensräume und Nistplätze schaffen, wie zum Beispiel durch totes Holz. „Totholz steckt voller Leben und bietet die Lebensgrundlage für unzählige Organismen. Kleine Hohlräume und Käfergänge dienen den verschiedenen Wildbienenarten als Nistplatz“, erklärt Bourgeois. Am besten ist es, wenn man im Garten eine „wilde Ecke“ lässt, die nicht nur nützlichen Insekten, sondern auch Rotkehlchen und Igeln einen Lebensraum bietet. „Dafür einfach Äste vom Obstbaum oder Heckenschnitt in einer Ecke des Gartens zu einem Haufen oder einer Totholzecke aufschichten und in Ruhe lassen“, erklärt Bourgeois. Als Dankeschön für den Gartenbesitzer halten die Nützlinge Schädlingsraupen, Schnecken oder Stechmücken in Schach“. Schöner Nebeneffekt: Nach ein paar Jahren ist aus dem Holz wertvoller Humus für die Gartenerde geworden.