Besonders für Kinder ist das Beobachten spannend und lehrreich. Dann werden Eltern und Großeltern mit Fragen gelöchert. „Dabei werden häufig Informationen weitergegeben, die nicht mehr dem neuesten Erkenntnisstand entsprechen“, weiß Christine Welzhofer, Wildvogelexpertin aus dem bayerischen Gessertshausen. Nicht nur was die Fütterung von Gartenvögeln betrifft, haben sich Standpunkte verändert.
Die Natur sorgt schon von selbst für ihre Tiere.
In unserer aufgeräumten Kulturlandschaft sind die Insektenpopulationen um stellenweise bis zu 30 Prozent
zurückgegangen. Damit ist für die Vögel eine entscheidende Nahrungsgrund-
lage weggebrochen. Auch die Pflanzenvielfalt nimmt mehr und mehr ab,
so- dass die Tiere auch immer weniger Früchte und Samen finden. Daher gilt: Je auf- und leergeräumter das Vogelrevier, desto wichtiger wird die Fütterung durch Menschenhand.
Es ist nur bei Eis und Schnee nötig, die Vögel zu füttern.
Bei den heutigen schwierigen Umweltbedingungen fehlt den Vögeln rund ums Jahr die Nahrung. Eine Ganzjahresfütterung ist daher eindeutig besser als nur die gelegentliche Futtergabe. Wer trotzdem
ausschließlich in der kalten Jahreszeit füttern möchte, sollte dann zumindest frühzeitig damit beginnen. Denn eine Vogelpopulation im Garten braucht immer ein paar Tage, um eine Futterstation zu
entdecken und sich an sie zu gewöhnen.
Pro Garten reicht eine Futterstelle.
Wenn sich alle Vögel auf nur eine Futterstelle stürzen, kann das für die Tiere durchaus stressig werden. Zumal
sich meist große Arten wie Amseln oder agile Arten wie Sperlinge gegen die kleinen Rotkehlchen oder Zaunkönige durchsetzen. Für Entspannung ist gesorgt, wenn es je nach Möglichkeit zwei bis drei
Futterstellen im Garten gibt. Für zusätzliche Stressreduzierung kann auch das Aufhängen von Gourmetknödeln und Vogelschmäusen in der Nähe der Futterstation sorgen.
Gefütterte Gartenvögel jagen keine Schädlinge mehr.
Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass der natürliche Jagdtrieb der Vögel auch durch ein ausreichendes Futterangebot nicht unterdrückt wird. Es gibt keine besseren
Schädlingsvernichter als unsere Gartenvögel. Die Ganzjahresfütterung durch den Menschen ist für die Tiere eher eine Nahrungsergänzung und hilft ihnen, schwierige Zeiten zu überstehen.
Nadelgehölze sind nichts für Gartenvögel.
Das Gegenteil ist der Fall: Gartenvögel sind auf Koniferen wie Eibe, Lebensbaum oder Scheinzypresse zwingend angewiesen, weil diese Immergrünen für sie Rückzugsräume vor rauen Winterwinden sind.
Je dichter die Konifere, desto mehr Schutz bietet sie. Damit sich die Vögel in einem Garten wohlfühlen, sollten möglichst etwa 20 Prozent der Gehölze Koniferen sein.
Wer ausreichend Sträucher im Garten hat, muss keine Nistkästen aufhängen.
Bäume und Sträucher laden viele Gartenvögel zum Nisten ein, speziell wenn im Brutumfeld das Nahrungsangebot passt und ausreicht. Viele Arten benötigen jedoch andere Nistmöglichkeiten:
Höhlenbrüter wie Meisen oder Stare und Halbhöhlenbrüter wie Amseln und Rotschwänzchen sind zumeist auf geeignete Bruthilfen im Garten angewiesen.
Im Winter verbrauchen Vögel die meiste Energie.
Der Winter ist für Vögel eine ruhige Zeit, in der sie an kurzen Tagen weitgehend zurückgezogen leben und viel schlafen. Wesentlich mehr Energie und Nahrung brauchen sie in der Brutzeit, wenn sie
an langen Tagen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang unterwegs sind, um sich und die zahlreichen Küken zu versorgen.(Welzhofer) ←