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Wilde Vielfalt

Wenn man die Natur wahrhaft liebt, so findet man sie überall schön", sagte einst Vincent van Gogh. Der Maler ließ sich von den Farben der Blüten inspirieren; viele seiner Bilder zeugen von seiner Liebe zur Natur. Sie sind weltbekannt – nicht zuletzt weil sie Freiheit, Lebendigkeit und eine Natürlichkeit ausstrahlen, nach der wir uns in unserem durchorganisierten, hektischen Alltag sehnen. Unberührte Natur erleben wir kaum noch – schon gar nicht im näheren Umfeld. Auf dem Land findet man nur riesige Felder, auf denen die immer gleichen Nutzpflanzen Mais, Raps und
Getreide angebaut werden. Diese heutige Form der Kulturlandschaft empfinden viele als langweilig. Sie sehnen sich nach einer längst vergangenen kleinteiligen und abwechslungsreichen Idylle – die sie vermutlich selbst gar nicht erlebt haben. Dennoch: Zeitschriften, die „Land" im Titel tragen, gehören zu den auflagenstärksten Medien. Es gibt eine weitverbreitete Sehnsucht nach ursprüng-
lichen Naturerlebnissen.

Mehr Lebendigkeit und Vielfalt

Den Traum von mehr Natur kann man im eigenen Garten ausleben, wenn er dementsprechend gestaltet ist. „Das Interesse an naturnahen Gärten ist in den letzten Jahren gestiegen", stellt auch Lutze von Wurmb fest, Präsident des Bundesverbands Garten- und Landschaftsbau. „Viele wünschen sich mehr Fülle und Lebendigkeit im eigenen Grün." Jetzt im Frühling sind die Kräfte der Natur besonders spürbar. Blühende Obstbäume vertreiben jede Tristesse und locken Bienen und Hummeln aus ihrem Winterschlaf. Das Gras und die ersten Blätter leuchten in frischen Grüntönen. Den Pflanzen beim Wachsen zuzusehen, das Summen der Insekten und das Zwitschern der Vögel zu
hören, macht einfach glücklich. Damit Tiere sich im Garten wohlfühlen, müssen sie hier einen geeigneten Lebensraum finden. Stellen Sie die
Bepflanzung so zusammen, dass sie ausreichend Nahrung und Nistplätze bietet. „Statt geometrisch geschnittener Hecken kann man auch abwechslungsreiche Wildobstgehölze pflanzen", rät von Wurmb. Holunder, Vogelbeere und Kornelkirsche bieten einerseits Sichtschutz und außerdem Nektar für Insekten. Ihre Beeren und Früchte lassen sich die Vögel schmecken.

Blumen statt Rasen

Eine einfache Möglichkeit, mehr Leben in den Garten zu bringen, ist eine Blumenwiese. Wenn ein Teil des Rasens nicht mehr kurz geschnitten wird, sondern dort eine Wildblumenmischung wachsen darf, entsteht ein Lebensraum für Schmetterlinge, Igel und andere Kleintiere. Damit der Traum vom Naturgarten Wirklichkeit wird, sollte nach Möglichkeit auch Wasser ins Spiel kommen. Professionell angelegt, schaffen ein Teich, ein Brunnen oder ein Wasserbecken Lebendigkeit.

Organische Formen

Mit einer Trockenmauer oder einem Weg aus Naturstein kann man die Atmosphäre eines ländlichen Gartens vorbereiten. „Naturnahe Gärten entstehen durch die Verwendung von natürlichen Materialien wie Holz oder Steinen. Beete und Wege sollten in organischen Formen angelegt werden, eingehüllt in üppiges Grün", sagt von Wurmb. Die Bepflanzung sollte vielfältig, blühend und trotzdem nicht wild durcheinander, sondern mit einer Grundstruktur angelegt werden. Rosen, Stauden und Gräser, Hortensien, Lavendel und andere Kleingehölze schaffen ein abwechslungsreiches Farbenspiel . (BGL) ←